Ortstermin am gefährdeten Vulkanberg
20.11.2023
Bei einer Verwirklichung der Abbaupläne würde das Hinterweiler Köpfchen (links) vollständig verschwinden.
Um an dem als Naturdenkmal (ND) unter Schutz stehenden Scharteberg auch im geschützten Bereich Gestein abbauen zu dürfen, versucht ein Unternehmer, durch das Oberverwaltungsgericht Koblenz die 75 Jahre alte ND-Verordnung insgesamt für nichtig erklären zu lassen. Dies war Anlass für die NABU-Gruppe Daun zu einem Informationstermin vor Ort einzuladen. Zu diesem Treffen hatten die Landrätin des Landkreises Vulkaneifel, Julia Gieseking, und das Kreistagsmitglied Astrid Schmitt ihre Teilnahme direkt zugesagt. Daneben hatten weitere Amtsträger aus VG-Rat Daun und Kreistag sowie eine erfreuliche Anzahl interessierter Bürger trotz widriger Witterung den Weg zum Treffpunkt am Wanderparkplatz Scharteberg gegenüber der Lavagrube am Ringseitert gefunden. Dies war Anlass für die NABU-Gruppe Daun zu einem Informationstermin vor Ort einzuladen. Bei diesem gab der Vorsitzende der Gruppe, Sepp Wagner, seiner Freude darüber Ausdruck, dass nicht nur die Landrätin des Landkreises, Julia Gieseking, und das Kreistagsmitglied Astrid Schmitt ihre Teilnahme direkt zugesagt hatten und weitere Amtsträger aus VG-Rat Daun und Kreistag an dem Treffen teilnahmen, sondern auch eine erfreuliche Anzahl interessierter Bürger trotz widriger Witterung den Weg zum Treffpunkt am Wanderparkplatz Scharteberg gegenüber der Lavagrube am Ringseitert gefunden hatten.
Einmaliges Ensemble eines Doppelgipfels
Von einem höhergelegenen Aussichtspunkt am Ernstberg hatten die Teilnehmer direkten Blick auf den Scharteberg mit Hauptgipfel sowie seinen Nebengipfel, dem Hinterweiler Köpfchen. Das Zusammenspiel der beiden Gipfel prägt in einmaliger Weise das Landschaftsbild. Nachdem schon vor Jahren der dem Nerother Kopf ehemals direkt benachbarte Kalenberg vollständig dem Gesteinsabbau zum Opfer gefallen ist, ist das markante Nebeneinander der beiden Scharteberggipfel nun das letzte Beispiel eines solchen Ensembles. Die Teilnehmer konnten sich daher sehr gut vorstellen, welche Einbuße das Landschaftsbild erleiden würde, würde das Hinterweiler Köpfchen, so wie vom Unternehmer geplant, abgebaut werden. Ein Abbau des Hinterweiler Köpfchens würde dazu auch noch einen wesentlichen Zeugen des größten Vulkans der Westeifel, des Komplexvulkans Ringseitert, aus dem Landschaftsbild verschwinden lassen.
Scharteberg, ein Zeuge des Komplexvulkans Ringseitert
Seit den 1970er Jahren erforscht der Geologe Prof. Dr. Büchel von der Universität Jena die Vulkane der Vulkaneifel. Im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojekts wurde bei einer intensiven Untersuchung des Raums Kirchweiler dort der größte Vulkan der Westeifel entdeckt. Seinen Namen erhielt er von Prof. Büchel nach dem „Entdeckungsort“ – Ringseitertvulkan. Er ist ein typischer Komplexvulkan, wobei mit dem geologischen Begriff Komplexvulkan eine Landschaftsausformung bezeichnet wird, die aus einem Maar als Zentrum und Schlackenkegeln im Randbereich besteht. Der Durchmesser des Komplexvulkans Ringseitert wird auf 1,8 km geschätzt, der des inzwischen vollständig mit vulkanischem Material gefüllten Maares auf 1,5 km mit einer Tiefe von 300 m. Der namengebende Vulkan Ringseitert ist inzwischen völlig abgebaut. Vom Komplexvulkan sind neben dem NSG Ernstberg bei Hinterweiler, mit 699 m die höchste Erhebung des Komplexvulkans, vor allem der Scharteberg mit seinem 694 m hohen Hauptgipfel und das 659 m hohe Hinterweiler Köpfchen als Nebengipfel als weithin sichtbare Erhebungen geblieben.
Forderung nach unverändertem Erhalt des Hinterweiler Köpfchens
Der NABU fordert den unveränderten Erhalt des Hinterweiler Köpfchens. Es darf keinesfalls die Reihe der Vulkanberge fortsetzen, die bereits im vergangenen Jahrhundert aus dem hiesigen Landschaftsbild verschwunden sind, wie Goldberg bei Ormont, Steffelnkopf, Kalenberg bei Oberstadtfeld, Goßberg bei Walsdorf oder Radersberg bei Brück. Dies sieht auch der vom Fachbüro agl erstellte Konzeptvorschlag für die Rohstoffsicherung im LK Vulkaneifel so. Eine Erweiterung der Ringseitertgrube ist in dieser Planung nicht vorgesehen. Wie aus den Reaktionen der Teilnehmer deutlich wurde, rannte der NABU mit seiner Forderung nach Erhalt des Hinterweiler Köpfchens offene Türen ein. Landrätin Gieseking und Kreistagsmitglied Schmitt kündigten an, in dieser Angelegenheit mit den Ministerinnen des Umwelt- sowie des Wirtschaftsministeriums Kontakt aufzunehmen.
Die zuvor genannten, aber nicht mehr existierenden Vulkanberge sehen Sie in der nachfolgenden Fotostrecke in historischen Aufnahmen.
Der SWR berichtete am 21.11.2023 in seiner Sendung Rheinland-Pfalz Aktuell über die Auseinandersetzung um den Scharteberg:
Lesen Sie zu diesem Beitrag auch die folgende Meldung:
Naturdenkmal Scharteberg in Gefahr 12.11.2023
Steht dem Naturdenkmal (ND) Scharteberg ein ähnliches Schicksal bevor, wie es ebenfalls unter Naturschutz stehende Berge bereits ereilt hat? Wie z.B. den ND Radersberg bei Dreis-Brück, ...